Geschichte von Scheyern Teil II |
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6. Scheyern vom Beginn der Neuzeit bis zur Säkularisation
a) Scheyern im Dreißigjährigen Krieg
Die schwerste und nachhaltigste Erschütterung von der Errichtung des Klosters bis
zur Säkularisation brachte sicherlich der Dreißigjährige Krieg
(1618-1648). Wenn im Salbuch um 1633 oder 1634 bei vielen Anwesen die kurze
Notiz zu lesen ist " hat es angefangen öd zu liegen", oder "mair tot, alles verbrennt",
oder so ähnlich, dann verbirgt sich dahinter ein erschütterndes Bild von der Verwüstung, welche die Schweden angerichtet hatten. Nach dem ersten Schwedeneinfall
wurde 1634 eine genaue Beschreibung der 521 zu Scheyern gehörigen Bauernhöfe
verunstaltet. Von 42 Anwesen wurde überhaupt nichts mehr ermittelt, von den
übrigen 479 lagen 300 öde, 57 waren abgebrannt; von 241 waren die Besitzer tot,
von 50 waren sie fortgezogen. Nur auf 138 hausten sie oder ihre Angehören noch.
Dabei ist zu bedenken, dass nach 1634 noch weitere 14 schwere Kriegsjahre folgten,
in denen die Scheyerer Gegend von Feind und Freund - wenn auch nicht mehr so
verheerend - heimgesucht wurde.
Bis zum Jahre 1634 war in Scheyern in zwei Jahren siebenmal geplündert worden,
so dass kein Bissen Brot mehr zu finden war. Nur die Gebäude waren unter dem
Schutz des hl. Kreuzes verschont geblieben.
Abt Stephan Reitberger musste 1633 nach Fischbachau fliehen und starb dort am
16. März 1634. Sein Nachfolger Abt Korbinian (1634-58) musste achtmal fliehen.
Der Pfarrvikar P. ämilian, der mit dem Prior 1633 zurückblieb, wurde von den
Schweden gefangen und konnte mit 100 Dukaten losgekauft werden. Eine kleine unscheinbare Grabplatte im Scheyerer Kreuzgang gibt einen weiteren Hinweis:
"Es starb Frater Johannes Hueber, Laienbruder, durch eine vielfältige schwere
Verwundung, die ihm von einem schwedischen Soldaten zugefügt worden war,
am 15. November 1633."
Einige Beispiele mögen einen kleinen Einblick gewähren in die Schrecken dieser Zeit.
Ein Mann war 1632 sieben schwedischen Reitern in die Hände gefallen, er sollte
den Kirchenschatz des Klosters verraten. Da er sich weigerte, brachten ihm die
Soldaten sieben Wunden bei. Da nahm er seine Zuflucht zu Gott, er möge ihn
durch das hl. Kreuz schützen. Und siehe - er wurde gerettet.
Am 22. Juni 1634, kamen nach Scheyern Reiter des Obristen von Werth. Anna
Zeichinger, die Frau des Scheyerer Gerichtsschreibers, berichtet, sie habe sich mit
ihrem Bruder Johann Strobel und der Schreinerstochter Agatha am so genannten
Geisweg in einer Grube vor den Soldaten versteckt. Sie wurde entdeckt, schrecklich
zugerichtet, an den Haaren gezogen, mit der Aufforderung 100 Reichstaler zu
zahlen. Da sie es nicht konnte, wurde sie in den Klosterhof zur Pferdeschwemme
geschleppt, wobei sie mit dem Pferd laufen musste. Die Arme wurde dreimal unter
getaucht. In dieser Not rief sie: "0 Du hochheiliges Kreuz, steh mir bei und verlas mich nicht!" Schließlich hätten sich die Soldaten zur Bäckerei gewendet, und
es gelang ihr, sich ihm Kuhstall ( heutige Schenke ) zu verbergen.
1645 wurde Adam Widmann, Mesnersohn von Scheyern, vom Feinde an einem Strick
aufgehängt, aber auf unerklärliche Weise vom Stricke befreit. Nachdem er zwei
Tage lang hoffnungslos daniederlag, rief sein Vater Unsere Liebe Frau von Nieder
scheyern mit einem Gelübde an, und der Sohn erlangte wieder die Gesundheit.
Ein Bericht des Scheyerer Abtes an den Bischof von Freising, vom 24. 1. 1649,
besagt, dass nach dem ersten Schwedeneinfall in beiden Kirchen kein Schloss und
kein Kasten ungeöffnet gewesen sei. Man habe außer einigen wenigen Einrichtungsgegenständen alles mitgenommen.
b) Abt Stephan Reitberger (1610-1634)
Bei aller Grausamkeit und Finsternis des Dreißigjährigen Krieges gibt es doch
einige Lichtblicke. Zu diesen gehört die Persönlichkeit des Abtes Stephan Reitberger,
die auch deshalb hier besonders erwähnt werden soll, weil er aus der jetzigen
Gemeinde Scheyern, aus Euernbach stammt. An ihm bewahrheitete sich die
alte geschichtliche Erfahrung, dass schwere Zeiten große Männer hervorbringen.
Die Chronik weiß von ihm zu berichten:
"Stephan Reitberger, aus dem Dorfe Euernbach geboren, trat im Jahre
1610, am 6. November, die Regierung des Klosters an. Nach dem Urteil aller. war
er ein hervorragender Mann. Er war sowohl ein sehr genauer Wächter über eine
strengere Ordenszucht als auch ein Mann, der durch Klugheit und weisen Rat
sichtbar über die anderen hinausragte. Seine hohe Gestalt übertraf alle ringsum.
Nicht nur zur Visitation der Klöster seines Ordens wurde er gesandt, sondern auch
noch dazu auserkoren, als "Kommissar" öffentliche Landesahngelegenheiten zu
besorgen. Weiterhin scheute er keine Mühe, um sein Scheyern glänzender und
geräumiger auszubauen.
Die Chronik, die der Philosoph Conrad kunstgerecht zusammengefügt hatte,
gab er im Jahre 1623, mit Anmerkungen versehen, in Ingolstadt heraus. Er sammelte
eine Menge Geld, um die Basilika möglichst geräumig auszubauen. Die Ungunst der
Zeit ließ sie jedoch als Beute in die Hände der schwedischen Soldaten fallen.
Weiterhin war er nicht nur um das Wohl seines Klosters Scheyern besorgt, sondern
arbeitete - wenn auch vergebens - darauf hin, die Klöster des ganzen Ordens in
Bayern zusammenzuschließen und ihnen einen freieren und besseren Status zu verleihen.
Um sich für bessere Zeiten vor dem Feind zu schützen, der Bayern durchschweifte
und vor Begierde darauf bedacht war, alles zu rauben, zog er sich von Scheyern
nach Fischbachau zurück. Dort, wo er wieder ein sicheres Leben führen konnte,
ereilte ihn der Tod, dem niemand entfliehen kann (16. März 1634)."
In knappen Worten ist hier Persönlichkeit und Lebensschicksal von Abt Reitberger
geschildert. Verschiedenes muss noch ergänzt werden.
So geht die Umgestaltung der "Johanneskirche" im Stil der Renaissance auf die
Initiative von ihm zurück; desgleichen die berühmten farbigen Fürstenbilder an der
Wand.
Trotz der Ungunst der Zeit verdoppelte sich der Konvent von 12 auf 24 Mönche -
nicht gerechnet die Laienbrüder. - Als Herzog Maximilian die Oberpfalz unter
seine Herrschaft brachte, wandte er sich an seinen "Freund" Abt Stephan von
Scheyern mit der Bitte, einige Patres dorthin zu schicken, um das Land wieder
dem katholischen Glauben Zurückzugewinnen. So schickte der Abt "zur Ausübung
der Seelsorge an Neubekehrten" drei Patres dorthin.
Seine Bemühungen um eine Vereinigung der bayerischen Benediktiner führten zu
nächst zu einer Versammlung von 20 äbten am 27. Juli 1627 in Scheyern, in der
die Statuten für eine Kongregation ausgearbeitet wurden. Leider blieben die Bemühungen wegen der Ungunst der Zeit zunächst ohne Erfolg. Erst einem der Nachfolger, Gregor Kimpfler (1658-1693), gelang es, zusammen mit dem Abt von St.
Emmeram, die "Bayerische Benediktinerkongregation" ins Leben zu rufen. Diese hat
sich in der Folgezeit auf das beste bewährt.
c) Zwischen Licht und Finsternis
Die Zeit vor der Säkularisation ist gekennzeichnet durch sehr widersprüchliche Erscheinungen und Ereignisse. Auf der einen Seite können wir ein mächtiges Erstarken des religiösen Selbstbewusstseins feststellen, das vor allem sich zeigt im Barock
und Rokokostil, in den viele Kirchen umgebaut oder neu errichtet wurden. Das
Gesicht Bayerns, wie es sich heute zeigt, ist wesentlich davon geprägt. Diese
Bauten sind auch äußerer Ausdruck der inneren Festigung der Kirche im Zeichen
der Gegenreformation. In den Klöstern - auch in Scheyern - erleben wir einen
großen inneren Aufschwung. Gerade sie zählten zu den Hauptförderern von Wissenschaft und Kunst.
Auf der anderen Seite merken wir überall die Vorboten der kommenden Katastrophe,
wie sie empfindlich spürbar wurde in der Aufklärung, Französichen Revolution
und in den Napoleonischen Kriegen.
Auch in Scheyern haben diese Ereignisse ihre Spuren hinterlassen, die wir
teilweise heute noch sehen können.
Die Sakristei erhielt unter Abt Cölestin Baumann, um 1697, durch Augsburger
Künstler ihre herrliche Barockausstattung. Die schöne Kassettendecke dürfte jedoch
früheren Datums sein. Die Klosterkirche erfuhr unter Abt Joachim Herpfer (1757
- 1770) um 1768/70 eine völlige Umgestaltung im Geschmack des Spätrokoko.
Auch die Pfarrkirche St. Martin wurde, wie auf einen Stich von Anton Wilhelm
Ertl zu sehen ist, in diesem Stil umgestaltet.
Die Förderung der Wissenschaft fand nicht nur im innerklösterlichen Bereich statt,
wo um diese Zeit namhafte Gelehrte ihre Wirksamkeit entfalten, wie z. B. P.
Ludwig Alteneder, P. Thaddäus Siber und Abt Martin Jelmiller, sondern auch durch
den weiteren Ausbau der Volksschule. Selbst der Aufhebungskommissar musste 1803
zugeben: "Die Schull in Scheyern ist sehr wohl bestellt".
Im Gegensatz zu dieser innerkirchlichen Erstarkung waren die politischen
Ereignisse weniger erfreulich. Gerade durch die dauernden kriegerischen
Einfälle wurde auch Scheyern und Umgebung sehr in Mitleidenschaft gezogen.
Der Kürfürst Maximilian Il. Emmanuel, der "Blaue Kurfürst", 1697/1726, verbündet
sich im Spanischen Erbfolgekrieg (1701/14) mit Frankreich gegen
österreich. Das bayerische Heer wird bei Höchstädt geschlagen; die österreicher
sind an Weihnachten 1705 in München (Sendlinger Mordweihnacht).
Im österreicher Erbfolgekrieg (1742/45) wird Bayern von den
österreichern besetzt ("Pandurenjahre"). Nach dem Ausbruch der Französochen Revolution, 1789, erfolgte 1796 der Einmarsch der Franzosen in
Bayern. Es kam zu wechselvollen Auseinandersetzungen, die sich viele Jahre hinzogen;
und die vor allem geprägt waren durch die Gestalt des Kaisers Napoleon.
Ein Vorbote dieser schrecklichen Ereignisse war die P e s t, die gegen Ende des
Dreißigjährigen Krieges und auch nachher noch wütete. Innerhalb von zwei Jahren
starben um 1647 allein, von 1000 Seelen - welche damals die Pfarrei Scheyern
zählte - 210, also mehr als ein Fünftel. Vom 14. Sept. 1646 bis zum 10. Dez.
wurden allein 38 Kinder hinweggerafft. Die Angst vor der Ansteckung war so
groß, dass man die Leichen nicht mehr im Gottesacker beerdigte, sondern im Wald.
So ruhen in den Wäldern bei Plöcking und Gurnöbach viele Pest-Tote.
Die 10 Mirakelbücher von Niederscheyern, aber auch andere Unterlagen, geben
reichlich Aufschluss über die Greuel, denen gerade die hiesige Bevölkerung in den
Kriegsjahren ausgesetzt war.
Im Spanischen Erbfolgekrieg musste der Konvent auf höhere Weisung fliehen. Nur P.
Benedikt und P. Korbinian sollten bleiben. Die englischen und holländischen Soldaten
gingen auf beide los, um sie zu erstechen. Nur mit Mühe konnten sie sich im
Dunkel der Nacht retten.
In der Klosterkirche wurden mehrere Kelche, Altartücher und Messgewänder geraubt.
Einer Statue aus Gips wurde der Kopf abgeschlagen, einem hölzernen Muttergottes
bild der Kopf gespalten. Bei dem letzteren handelt es sich vermutlich um die gotische
Muttergottesstatue in der Frauenkapelle, bei der man der. Kopf ausbessern musste.
Aus einem Mirakelbuch entnehmen wir: " Maria Demmelmayr, Bierbräuin in Pfaffenhofen, stand dazumal in großen Sorgen, es möchte auch ihr Bauernhof, der Steppbergerhof in Mitterscheyern, angezündet oder geplündert werden. In solchen Umständen wusste sie kein besseres Mittel, als aß sie ihren Hof samt den Schafen und
allem Zubehör in den Schutz Unserer lieben Frau von Niederscheyern empfahl mit
dem Gelübde, so viel gezogenes Wachs dort zu opfern, als der Hof lang und breit
sei und eine hl. Messe lesen zu lassen." - Eine Person verlobte sich bei einem
feindlichen Einfall, als sie in Gefahr war, die einzige Kuh zu verlieren, dass sie
das erste Kalb von dieser Kuh für das Niederscheyerer Gotteshaus schenken wolle.
Ihre Kuh blieb unversehrt und dem Gelübde gemäß hat sie das versprochene Kalb
abgelöst mit 1 Gulden und 44 Kreuzern. - Anna Eberlochner auf dem Schauerhof
(unterer Radlhof), deren Mann als Spion 1744 erschossen werden sollte, und Johann
Michl, Bauer vom Washof, durch dessen Hof zweimal mehrere tausend Mann feindlicher Truppen zogen, und der befürchten musste, seine vier Pferde zu verlieren,
fanden bei der Muttergottes von Niederscheyern Hilfe.
Als 1715 der zehnjährige Krieg beendet war, hielt der Abt vor ausgesetztem Allerheiligsten ein Bankamt. Der Krieg hatte der Grafschaft Scheyern furchtbare Lasten
auferlegt, unter anderem mussten mehr als 20 000 Gulden Brandschatzung bezahlt
werden.
Auch im österreichischen Erbfolgekrieg mussten mehrmals mehrere tausend Gulden
Brandschatzung entrichtet werden. Am 15. April 1745 kam es bei Gneisdorf zu
einem Gefecht zwischen - österreichern und Bayern. Scheyern sollte geplündert
werden; schon waren 30 Panduren mit drei Wagen von Pfaffenhofen erschienen.
Jedoch der österreichische Rittmeister Lyptai, der verwundet im Kloster lag, verhinderte die Plünderung.
Die Karwoche 1745 war für Scheyern eine Schreckenswoche. An die 10 000 Mann
bayerischer Truppen besetzten Scheyern und Umgebung. Am Gründonnerstag nahm
die feindliche Artillerie Pfaffenhofen unter Feuer. Die Bayern mussten sich vor
dem mehrfach überlegenen Feind über Niederscheyern, Gneisdorf, Grainstetten in
Richtung Schrobenhausen zurückziehen. P. Ludwig Alteneder und P. Innozenz Hözer
begaben sich nachmittags nach Froschbach und Edenhub, um verwundeten und
sterbenden Soldaten, etwa 15 - 17 an der Zahl, die Sakramente zu spenden.
ähnlich schwer heimgesucht wurde die Bevölkerung während der Nalpoleonischen
Kriege, 1796-1809.
Am 27. August 1796 kamen die ersten 3 französischen Reiter. Es folgte Einquartierung auf Einquartierung. Der Abt tat alles, um für die Umgebung die Lasten zu
erleichtern. Er machte: dem kommandierenden General St. Cyr, der im Pfaffenhofener Pfarrhof einquartiert war, einen Besuch, Pektorale und Ring verbergend. Als
der Abt sich vorstellte, fragte der General: "Wo haben Sie Pektorale und Ring ?"
Da zog der Abt beides aus der Tasche. Der General legte dem Abte die Kette um
den Hals und sagte: "Das können Sie ruhig tragen'"; und er versprach, Ort und
Kloster zu schützen.
Am 18. Sept. kamen 6 kaiserliche Ritter nach Scheyern, um Brot, Fleisch, Haber
und Geld für ihre Mannschaft zu erpressen. Im Gasthaus Harter kehrten sie ein.
Einige beherzte Männer von Scheyern wollten sie gefangen nehmen. Diese schlugen
sich jedoch mit gezogenem Säbel durch. Der Krämer Martin Kaill feuerte eine
Pistole ab, ohne zu treffen. Am Nachmittag kam eine Abteilung von 50 Reitern
nach Scheyern zu einem Strafzug. Nach langen Verhandlungen erwirkte der Abt
von den Offizieren Gnade für den Ort Scheyern. Nur zwei Fuhren Brot, Fleisch,
Haber, und auch Geld mussten geliefert werden. Alle dankten Gott, dass die Sache
so gut hinausgegangen war. - Von dieser Zeit an sind in der Pfarrkirche das "All
gemeine Gebet" mit fünf Vaterunser und auf Neujahr die Anbetung des Allerheiligsten eingeführt worden.
Im Januar 1798 wurde in den Klosterräumen von den österreichern für einige
Wochen ein Seuchenlazarett eingerichtet. Fünf Soldaten starben. Sie
wurden in der Sandgrube "außerhalb dem Abdecker zwischen dem Ludwig- und
Seebacher-Point" begraben.
Der Jäger Kirmaier, dem schon seit einem Monat die Pferde samt dem Knecht
beschlagnahmt waren, entlehnte beim "Mair" in Fernhag zwei Pferde, um das Mehl
in der Mühle zu holen. Er wurde von Soldaten aufgegriffen und musste mit den
entlehnten Pferden bis Donauwörth fahren, wo er unter Zurücklassung der Pferde
heimlich floh.
Zum Grubbauer - bei Edersberg - kamen drei französische Füsiliere, die Milch
wollten. Ein zufällig anwesender Nachbar holte gleich einige starke Männer herbei,
welche die Franzosen angriffen, da sie glaubten, sie hätten den Hof plündern
wollen. Es entstand ein hitziger Kampf, bei dem die Franzosen unterlagen. Einer
zog noch sterbend den Rosenkranz. Die Franzosen wurden im Wald verscharrt. Der
Grubhofbauer, ein braver Mann, wurde verhaftet und saß 1 1/2 Jahre in Untersuchungshaft. Die Sache kam bis nach Paris. Schließlich wurde er freigesprochen,
wegen Mangel an Beweisen.
Noch im Frühjahr 1809 wurde in der Scheyerer Gegend gekämpft. Am 19. April in
der Frühe begannen die österreicher und Franzosen ein Gefecht zwischen Mitterscheyern und Pfaffenhofen. Die österreicher hatten die Höhen bei den Radlhöfen
besetzt, die Franzosen die Felder und das Gehölz bei Mitterscheyern, Fürholzen
und Holzried. Die Franzosen waren zahlenmäßig überlegen. Trotzdem hielten die unterlegenen österreicher drei Stunden Stand. Ein gefallener österreicher wurde in
Niederscheyern begraben. Abends 8 Uhr brach durch die Franzosen beim Ebner in
Fürholzen Feuer aus.
An den Befreiungskriegen (1813/15) nahmen auch Soldaten aus der Pfarrei teil, so
Jakob Reichart von Grainstetten ( beim Jakl ), Martin Neumayer von Gurnöbach
(Hansbauer), Josef Thumann von Fürholzen, Jakob Merkl ( wahrscheinlich Möckl) von
Winden und Bartholomäus Schober von Grainstetten (beim Seiz). Sie wurden 1849
vom Landgericht in besonderer Weise geehrt.
Nach der Schlacht bei Hohenlinden, l. Dez. 1800, bei der General Moreau einen
Sieg über die Bayern errang, mussten auf seine Anordnung 6 Millionen Taler Kontribution gezahlt werden. Auf kurfürstlichen Befehl hin musste dazu auch das Kirchensilber herhalten. Auch die berühmte Scheyerer Kreuzmonstranz
wurde auf einem Wagen nach München zum Einschmelzen geschickt. Im Auftrag
der Gemeinde Scheyern wurde Matthäus Eberl, Kreidenbauer, und im Auftrag der
Grafschaft Scheyern Paul Thurner von Vieth (Wilhelm) zusammen mit dem Gemeindevorsteher Damasus Kirmaier nach München zur "Münze" geschickt, um die Monstranz
vor dem Einschmelzen zu bewahren. Die umliegenden Gemeinden hatten Geld gesammelt zur Einlösung. Die Münzbeamten forderten, genau nach dem Gewicht, 697
Gulden. Da die Scheyerer etwa 200 Gulden zu wenig hatten, ging Kirmaier noch
nachts zu seinem Schwager Gerbl nach Thalkirchen, der ihm das fehlende Geld
vorstreckte. Man kann sich denken, mit welcher Freude die drei mutigen Männer
in Scheyern begrüßt wurden, als sie die Monstranz, zusammen mit dem Pontifikalkelch, unversehrt zurückbrachten. Deshalb wurde in einer eigenen Urkunde die
Monstranz als Eigentum der Pfarrgemeinde erklärt.
7. Die Säkularisation
a) Ursachen und Hintergründe - die ersten Ereignisse
Die Säkularisation, die Aufhebung des Klosters, traf den Konvent und
die Pfarrei Scheyern, wenn auch nicht ganz unvorbereitet, so doch wie ein vernichtender Blitz.
Sicherlich gab es gelegentlich innere Schwierigkeiten. Aber im Allgemeinen kann
man feststellen, dass der innere Zustand der Klöster intakt war. Allein die regelmäßig abgehaltenen Generalkapitel und die Mitgliederzahlen beweisen dies. Jede
mittlere der 19 Abteien der Bayerischen Benediktinerkongregation zählte das ganze
18. Jahrhundert hindurch 20 bis 30 Konventualen. Der Nachwuchs und das Kommunoviziat waren stets normal. Künstlerisches und wissenschaftliches - auch naturwissenschaftliches - Schaffen standen in hoher Blüte. Die bedeutenden Barock- und
Rokokokünstler, wie die Gebrüder Asam, Ignaz Günther, die Feichtmeyer, sind
gerade durch die Benediktinerklöster stark gefördert worden. Aus einzelnen Klöstern,
wie gerade aus Scheyern, und St. Emmeram in Regensburg, gingen hervorragende
Mathematiker und Physiker hervor.
Die eigentlichen Gründe der Säkularisation lagen mehr im äußeren Bereich, in den
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen.
Zunächst ist der Geist der Aufklärung zu nennen, der eine weit um sich
greifende antikirchliche und darum auch antiklösterliche Stimmung erzeugte. Diesem
Geist schien es unverständlich, dass Klöster in erster Linie für Gebet und Gottes
dienst da sein sollten. Von Seiten der Klöster suchte man dem zu begegnen, indem
man neben dem Gottesdienst auch die Wissenschaften förderte.
Ausschlaggebend aber waren die politischen Ereignisse. Im Frieden
von Campo Formio
, 1797, musste Bayern die linksrheinischen Gebiete abtreten. Als
Entschädigung dafür wurde auf dem Frieden von LunŽeville, 1801, bestimmt, dass
alle Reichsfürsten, die Besitztümer verloren hatten, dafür vom Reich "entschädigt"
werden sollten.
Zur Abwicklung dieser Entschädigung wurde eine "Reichsdeputation" eingerichtet,
die ihrerseits im "Reichsdeputations - Hauptschluss", 1803 in Regensburg, die Aufhebung aller Klöster verfügte. Dabei ließ man sich von überspann
ten Vorstellungen über die "riesigen Reichtümer" der Klöster leiten. Erst später
erkannte man den Irrtum, dem man verfallen war. Allein das Massenangebot an
Gütern, wie z. B. Kirchengeräten, ließ deren Wert rapide sinken, so dass man froh
war, den reinen Materialwert dafür zu bekommen.
Die Aufhebung geschah meist unter unwürdigen Begleiterscheinungen. Ungeheuer
viel Kulturgut wurde dabei vernichtet.
In Scheyern erschien am 5. November 1802 der kurfürstliche Aufhebungskommissar, Reichsedler Simon von Zwackh, und eröffnete dem Konvent, dass das Stift
bis auf weiteres in landesherrliche Administration genommen werde. Die Beamten
und Diener des Klosters erklärte er aller ihrer Verpflichtungen gegenüber der
bisherigen Herrschaft entbunden und vereidigte sie für den Kurfürsten. Archiv,
Bibliothek und Sammlungen wurden unter Siegel gelegt, sämtliche Gelder, Papiere
und Rechnungen beschlagnahmt. Obwohl der Kommissär sicher kein Freund des
Klosters war, musste er in Scheyern die wohlgeordnete Verwaltung, die vorzügliche
Schule anerkennen.
Von den 26 Kapitularen des Klosters übernahmen die meisten eine Pfarrstelle.
Zehn Patres blieben in Scheyern und fanden in Privathäusern eine Unterkunft, wo
sie - so weit es ging weiterhin ein gemeinschaftliches klösterliches Leben führten.
P. Anton Holzer wurde der erste Pfarrvikar, dem bald darauf P. Joachim Furtmayr
folgte, der es bis zur Wiedererrichtung im Jahre 1838 blieb. P. Thaddäus Siber
wurde später an der Universität München erster Ordinarius für Physik. Es ist nur
zu bedauern, dass die ehemalige Pfarrkirche St. Martin im Jahre 1805 abgerissen
wurde.
b) Der Abbruch der Pfarrkirche St. Martin
Zu den empfindlichsten Maßnahmen der Säkularisation zählt der Abbruch der Pfarrkirche St. Martin.
Am 21. März 1803 wurde das Kloster Scheyern aufgehoben und ging mit allen
Gebräulichkeiten, Grund und Boden in landesherrlichen Besitz. Vom 29. März bis
15. April 1803 wurden sämtliche Gebäude des Klosters von Zimmermeister Karl
Nigg und Maurermeister Georg Bürkel abgemessen nach Länge, Breite und Höhe
und deren "damaliger Wert" und "Wert bei Abbruch" abgeschätzt. Diese Gebäude
standen in den kommenden Wochen zum Kauf feil. Die Pfarrkirche wurde nicht
abgemessen und auch nicht geschätzt, wohl in der überzeugung, dass sie vorläufig
nicht feilgeboten wird.
Die Größe der Pfaffkirche lässt sich aber trotzdem ziemlich genau
festlegen durch die Fundamente, die dem Totengräber im Einzelfall sehr zu schaffen machen. "Nach seinen Angaben ergibt sich eine Breite von 11 m bei einer
Länge von 22 m. Dem entspricht auch eine Rekonstruktion auf der Basis der Kirchenstuhlordnung von 1774. Danach waren es 256 Männer- und 200 Frauen-Sitzplätze" (Pfarrarchiv 00-503). - Sie war also verhältnismäßig geräumig, wenn
man vergleicht, dass die damalige Klosterkirche, einschließlich Marienkapelle, nur
400 Kirchenstuhlplätze aufwiesen. Die Innenausstattung der Pfarrkirche St. Martin
wurde, wohl unter Abt Benedikt Meyding (1709-22), im Barockstil ausgeführt. - Nach
dem Abbruch kamen Hochaltar und Kanzel nach Pörnbach, die beiden Seitenaltäre
nach Gerolsbach, wo sie später verbrannten. Das Hochaltarbild, den hl. Martin
darstellend, befindet sich in der Klosterkirche.
Am 12. Juni 1804 wurde das Angebot des Bierbräuers Stangl protokolliert, das gesamte "Klosterareal" für die Pauschalsumme von 19 000 Gulden zu kaufen. Bereits
am 14. Dezember 1803 war verfügt worden, alle entbehrlichen Glocken an Ort
und Stelle öffentlich zu versteigern. Auf diese Weise wurden 1805 durch den
Glockengießer Regnand von München "die größeren drei Glocken aus dem hiesigen
Klosterkirchturm und die größere aus dem Pfarrkirchturm weggenommen". Der
Klosterbesitzer Joseph H. Stangl hatte die Pfarrkinder mit dem Versprechen eingeschläfert, er werde für die Erhaltung des Geläutes sorgen; war aber dann am Tage,
wo der Glockengießer kam, eilends abgereist.
Am 7. Oktober 1805 wurde festgelegt, dass die Klosterkirche nunmehr Pfarrkirche
werde, während die St. Martinskirche abgerissen werden sollte.
P. Joachim Furtmayr schreibt darüber "Für die ehemalige Pfarrkirche soll Stangl
600 Gulden bezahlt haben, um welche Summe er sie bald wieder an Simon Thurner,
Pfab - Bauer zu Fürholzen, und Anton Schoettner, Bauer zu Oed (Ebner-Fürbolzen),
verkaufte, mit der Bedingniß, nämlich die jetzige Selkapelle stehen zu lassen, das
übrige aber zu demolieren." - Die Bauern wollten am kommenden Tag vom Kauf
wieder zurückstehen, was das Landgericht ablehnte.
Der Abbruch des Turmes wurde in Akkord gegeben und im Herbst, 1805, wie ein
Baum gefällt. Es war "wie ein kleines Erdbeben, auf eine Stunde hat man ihn
gehört, die Gottesackermauer und die Kreuze an den Gräbern wurden zerschlagen".
Im Winter 1805/06 wurde dann die Kirche abgebrochen, die Steine der Kirche
fanden beim Neubau der Volksschule in Scheyern im Jahre 1807 Verwendung.
Mit diesen Vorgängen verknüpft ist auch die Frage, wer nun der Eigentümer
der früheren Klosterkirche ist, nachdem sie 1805 als Pfarrkirche erklärt worden
ist. Nach dem Ausweis des Amtsgerichtes Pfaffenhofen war die ehemalige Klosterkirche nach der Aufhebung des Klosters Eigentum der Pfarrkirchenstiftung Scheyern, und blieb es auch nach der Wiedererrichtung des Klosters, im Jahre 1838.
Dem Kloster steht andererseits das Recht zu, die Pfarrkirche und die dazugehörigen
Räume, auch Turm mit Geläute, zu rein klösterlichen, gottesdienstlichen Zwecken
zu benutzen.
c) Aufhebung der Grundherrschaft - "Bauernbefreiung"
Bereits lange vor der Säkularisation hatte die "Lebensherrschaft" eine Form erreicht,
das eine fast völlige Eigentumsrecht der Bauern an Grund und Boden gleich
kommt. Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg, aber in verstärktem Maße nachher,
trieben die Bauern mit Grundstücken, aber auch mit ganzen Anwesen einen regen
Handel. Die formelle Erlaubnis des Grundherrn dazu war eine Selbstverständlichkeit.
Auf diese Weise konnte auch die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges bald
überwunden werden.
Mit der Verleihung der Anwesen auf "Leibgedingsgerechtigkeit", d.h. auf Lebenszeit
begann sich allmählich ein faktisch geübtes Erbrecht durchzusetzen.
Dies lässt sich genau feststellen an den einzelnen Besitzern der Anwesen. Sehr
aufschlussreich sind darüber auch die Briefprotokalle, die sich vorwiegend befassen mit- übergaben und Vererbungen, und die von etwa 1640 bis 1803
fast lückenlos vorhanden sind.
Mit der Aufhebung der Klöster wurden die Bauern nicht von selbst Eigentümer.
Das "Obereigentum" ging vielmehr von den Klöstern auf den Staat über. Die Bauern
mussten weiterhin jährlich ihre Gilten abliefern. So lieferte der "Haimerl-Hof" von
Wolfsberg, der 1697 eine Gilt von 16 Gulden 52 Kreuzer 2 Pfennigen zu entrichten
hatte, die gleiche Summe auch 1838 ab. Dazu kam noch eine Zusatzsteuer von 8
Gulden 49 Kreuzer 3 Heller, was wohl durch die allgemeine Preissteigerung verursacht ist.
Man erwartete nun, dass die Bauern das Obereigentum des Staates ablösen. Schon
1803 hatte dies der Staat angeboten. Er hoffte, auf diese Weise schnell zu dem
dringend notwendigen Geld zu kommen. Davon wurde jedoch, infolge der hohen
Ablösungssumme kaum Gebrauch gemacht. Deshalb ging man 1834 dazu über, die
Ablösungssumme in freiwillige Bodenzinse umzuwandeln, die eine langfristige Lauf
zeit vorsahen.
So sollte das "Haimerl-Anwesen" von Wolfsberg jährlich 46 Gulden 54 Kreuzer 4
Heller zahlen, dann würde der Hof in 34 Jahren sein alleiniges Eigentum sein.
Ob der Besitzer des Anwesens darin eingewilligt hat, ist nicht überliefert.
Allgemein fanden auch diese oder ähnliche Angebote des Staates wenig Gegenliebe.
Daher erzwang der Staat 1872 durch Gesetz die Umwandlung der Ablösungssumme
in Bodenzinse. Erst 1898 wurden alle Bauern, auch diejenigen die noch Bodenzins
pflichtig waren, voll Eigentümer ihrer Anwesen. *)
Noch auf eine Folge der "Bauernbefreiung" muss hingewiesen werden. Während
früher nur selten ein Anwesen geteilt wurde, weil sie existenzfähig erhalten bleiben
sollten, konnte dies jetzt leichter geschehen. Auf diese Weise vergrößerten sich
einige Ortschaften sprunghaft. So vermehrte sich: zum Beispiel in Fernhag, vor allem
durch Aufteilung des "Mayer-Anwesens" die Zahl der Häuser, bis um 1900, von
etwa 16 auf 40 .
Obwohl sich bei der "Bauernbefreiung" nicht alle Wünsche und Vorstellungen der
staatlichen Instanzen erfüllten, trauert sicher heute keiner mehr der Lebensherrschaft nach. Sie war ein notwendiges Durchgangsstadium, um die Bauern im Laufe
der Jahrhunderte zu immer größerer Selbstverantwortung heranzubilden.
Für das Kloster Scheyern wurde die Grundherrschaft über etwa 800 Anwesen, die
weit verstreut in den Landkreisen Pfaffenhofen, Dachau, Schrobenhausen und Aichach
waren, und sich bis ins Gebirge bei Fischbachau erstreckten, zu einer immer größeren Belastung so dass keiner mehr diese Zustände herbeisehnt.
*) Vergleiche hierzu: Sebastian Hiereth, Die bayerische Gerichtsbarkeit und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert; Begleitheft zum Historischen Atlas
von Bayern.
8 . Von der Wiedererrichtung des Klosters
bis zur Gegenwart
a) Wiedererrichtung des Klosters
Die Aufhebung des Klosters war auch über die Bevölkerung, die von den Kriegswirren arg bedrängt wurde, wie ein fatales Verhängnis hereingebrochen. Aus vielen Begleitumständen ist ersichtlich, dass sie sich innerlich dagegen sträubte. Die Beamten
und Diener waren bereits am 5. November 1802 von ihren Verpflichtungen entbunden
worden. Für die Untertanen der Hofmark dauerte es bis zum 18. August 1803, bis
sie offiziell vom nicht mehr bestehenden Kloster gelöst wurden. Für viele Angestellte bedeutete dies auch den Verlust ihrer Existenzgrundlage. Sie mussten sich mit
einer bescheidenen Rente zufrieden geben.
Die Klosterrealitäten erwarb - wie bereits vermerkt - der Bierbrauer Hermann Stängl
aus Pilsting a. d. Isar, der jedoch bereits am 13. September 1809 starb. Die Witwe
vermählte sich mit Alois Käser, der sich am 31. März 1819 wegen finanzieller
Schwierigkeiten das Leben nahm. Im Jahre 1821 kaufte der sächsische Freiherr
Gottfried von Langenthal den Besitz um 85 000 Gulden auf. Aber bereits ein Jahr
später konnte er ihn, mit Gewinn, an seinen Landsmann Baron Moritz von Taube
abtreten.
Jeder Besitzer suchte möglichst viel aus dem Gut herauszuholen und ließ dabei die
zum großen Teil unbewohnten Gebäude verfallen. In wenigen Jahren war Scheyern
nicht nur geistig, sondern auch äußerlich zur Ruine geworden.
Auch in den übrigen Klöstern erwies sich die Aufhebung als großer Fehler. Die
Staatskasse begann immer leerer zu werden, anstatt sich zu füllen. Bereits nach
wenigen Jahren musste König Max I. eingestehen: "Was sind wir für Esel gewesen,
dass wir so mit den Klöstern umgingen!"
Dazu gesellten sich noch die Wirren der Napoleonischen Kriege und sonstige Katastrophen. So musste die Regierung am 10. August 1816 wegen einer großen Missernte
anordnen, dass an Sonn- und Feiertagen von 6 bis 12 Uhr das Allerheiligste ausgesetzt
werde. Auch wurden die vorher verbotenen Bittgänge "wegen im heurigen Jahre
vorherrschender übler Witterung ausnahmsweise" an Sonn- und Feiertagen erlaubt.
So kam es, dass 1817 in einem Konkordat zwischen dem Hl. Stuhl und dem König
reich Bayern zugebilligt wurde, dass "einige Klöster monastischer Orden beiderlei
Geschlechts mit entsprechender Dotation wiedererrichtet werden".
Besonders König Ludwig 1. setzte sich persönlich mit großer Tatkraft, auch gegen
den Landtag, für die Errichtung der Klöster, und insbesondere für Scheyern ein.
Am 1. Oktober 1838 wurde Scheyern, zunächst als Propstei, feierlich wieder er
öffnet, von der Bevölkerung freudig begrüßt. König Ludwig bestimmte den Prior
von Metten, P. Rupert Leiß, zum Propst von Scheyern, der dann 1843 auch zum
ersten Abt ernannt wurde.
Zum Zeichen seiner besonderen Verbundenheit mit dem Grab seiner Ahnen wollte
König Ludwig in Scheyern, laut Stiftungsurkunde, auch ein Mausoleum, eine Begräbnisstätte für seine Familie errichten. Aber aus verschiedenen Gründen konnte
dieses Projekt nicht verwirklicht werden.
Die Pfarrseelsorge lag während der Jahre der Aufhebung in den Händen
von P. Anton Holzer, bis zum Jahre 1805, und dann von P. Joachim Furtmayr, der
sie bis November 1838 betreute. Dann übernahm sie, bis 1840, P. Gregor Scherr,
später Abt von Metten und Erzbischof von München-Freising.
b) Die Pfarrseelsorger - von 1803 bis zur Gegenwart
1803-1805 1805-1838 Juni-Nov. 1838 - 1840 1840-1842 1842-1850 1850-1862 1862-1870 1870-1872 1872-1879 1879-1896 1896-1899 1899-1907 1907-1912 1912-1913 1913-1916 1916-1927 1927-1936 1936-1943 1943-1946 1946-1968 1968-1982 ab 15. 9. 1982 |
P. Anton Holzer P. Joachim Furtmayr P. Gregor Schert, später Abt von Metten P. Xaver Sulzbeck aus Zenching, später Prior in Weltenburg; P. Petrus Lechner, Dr. Theol., aus Pfaffenhofen, später Prior; P. Max Duschl; P. Ludwig Muggendorfer; P. Max Duschl ( zum zweiten Mal ) P. Rupert Mutzl, aus Landshut P. Martin Josef; P. Anton Sanktjohannser aus Lenggries; P. Raphael Barth; P. Anton Sanktjohannser (zum zweiten Mal) ; P. Laurentius Hanser; P. Rupert Datz; P. Anton Sanktjohannser (zum dritten Mal); P. Jakobus Pfättisch; hernach Abt von Plankstetten; P. Franz Schreyer; hernach Abt von Scheyern; P. Maurus Dick; Dr. P. Bernhard Walcher; P. Beda Parzinger; P. Franz Gressierer; P. Engelbert Baumeister; |
übernommen aus:
Haus- und Familiengeschichte der Pfarrei und
Hofmark Scheyern Band II Scheyern - Ost